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Wohnraum-Lösung für Azubis

DORSTEN. Dorsten will überregional um Fachkräfte von morgen werben. Und sie mit einer Idee in die hiesigen Betriebe locken, die in der Region einzigartig ist - mit einem "Wohn-Campus für Azubis".

Könnte es so aussehen? Der Azubi-Campus mit bezahlbarem Wohnraum wird begrüßt, doch die Frage nach der Finanzierung muss noch geklärt werden. FOTO ADOBE STOCK/ROBERT HERHOLD

Wohnheime für Studenten gibt es viele. Doch wer als Azubi in eine andere Stadt ziehen muss, weil sein neuer Arbeitsort zu weit weg von zu Hause ist, findet schwerlich preiswerten Wohnraum. Eine problematische Situation: „Denn die Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen", sagt Markus Funk, Geschäftsführer der Dorstener Wirtschaftsförderungsgesellschaft Windor.

In Zusammenarbeit mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen möchte die Stadt darum künftig verstärkt überregional um Ausbildende werben.

Und zwar mit einem Projekt, das zumindest regional einmalig ist.

Azubi-Campus-Idee im Sozialausschuss vorgestellt

In der Sitzung des Dorstener Sozialausschusses stellte Markus Funk am Donnerstag (18. August) erstmalig die Idee vor, in Dorsten einen ,,Azubi-Campus" zu etablieren. Dabei handelt es sich um eine attraktive Wohnmöglichkeit für Berufseinsteiger, ergänzt um Bildungs- und Qualifizierungsangebote. Vorbild ist nach Angaben von Markus Funk der „Azubikampus" in Fulda, wo weit mehr als 100 junge Menschen untergebracht sind.

Ein solches Projekt würde nicht nur den jungen Berufseinsteigern zugutekommen, sondern auch die Stadt als Ausbildungsstandort nachhaltig stärken. Denn: „Der Fachkräftemangel ist in etlichen Branchen auch in Dorsten heute schon sichtbar", so Markus Funk gegenüber der Politik.

Viele Ausbildungsplätze nicht besetzt

„Selbst renommierte Unternehmen haben Mühe, alle Lehrstellen zu besetzen." Im Juli 2022 waren von 478 gemeldeten Ausbildungsplätzen in Dorsten 217 - also fast die Hälfte - nicht besetzt. „Das ist für die Betriebe nicht nur akut ein Problem, sondern auch für die Zukunft der gesamten Stadt."

Mit einer attraktiven Wohnmöglichkeit für Azubis könnten die Betriebe den Suchraum bundesweit erweitern. „Das müsste in zentraler Stadtlage zu Bahnhof und ZOB sein", so Funk und nannte als Beispiel-Standort das alte Gymnasium Petrinum an der Bochumer Straße.

Würde die Wohnmöglichkeit ergänzt um Qualifizierungsangebote neben der eigentlichen Kernausbildung, pädagogische Betreuung und um Services wie Car- oder E-Bike-Sharing, dann wird so ein Azubi-Campus noch interessanter für junge Leute. „Und auch deren Eltern wüssten, dass die Jugendlichen in guten Händen sind."

Machbarkeitsstudie entscheidet

Die Politik begrüßte die Idee einhellig. Wann und ob überhaupt ein solches Projekt umgesetzt wird, steht indes noch in den Sternen. Aber: „Der Azubi-Campus ist bereits eine detaillierte Skizze", so Funk. Diese müssten nun mit potenziellen Partnern vertieft werden. Erste Gespräche sind terminiert Eine Machbarkeitsstudie soll final entscheiden.

Und da spielt natürlich die Finanzierung eine Rolle. Die Nutzung von Fördermitteln wird laut Markus Funk bereits ausgelotet. Die Hoffnung liegt dabei auf dem "Just Transition Fund“, mit dem die EU den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft fördern will: 100 Millionen Euro wurden den Städten Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl in Aussicht gestellt. Michael Klein