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Oldtimerfreunde Lembeck aus Dorsten: Ein kräftiges Buup-Buup!

Sie investieren ungezählte Stunden in die Restaurierung ihrer Maschinen. Vor allem aber zeigen die Oldtimerfreunde Lembeck, wie Landwirtschaft früher funktionierte.

Maisernte mit historischen Maschinen FOTOS (2) OLDTIMERFREUNDE LEMBECK

Er springt auf einen Schlag Knattern an. Lautes dröhnt durch die Halle, man versteht kaum noch sein eigenes Wort. Ein paarmal Gas geben, dann stellt der strahlende Georg Bögel den Motor seines 1955er Hanomags wieder aus. „Das macht am meisten Spaß, wenn alles wieder läuft“, stellt er fest.

Die Oldtimerfreunde Lembeck

Die Mitglieder des eingetragenen Vereins, der 2024 das Vierteljahrhundert voll hat, leben ihre Leidenschaft: torische Landmaschinen aus den letzten knapp 90 Jahren zu sammeln, zu restaurieren und zu fahren. Wobei, fahren alleine reicht nicht.

Die Oldtimerfreunde nutzen die Maschinen, sie säen, ernten, dreschen und pflügen wie in den 30er- bis 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie bewahren damit Technik- und Kulturgeschichte.

Sie sind alles andere als Eigenbrötler: Das Wissen um die Vergangenheit geben sie weiter. Sie unternehmen Fahrten, zeigen, wie die Maschinen eingesetzt werden und sind beispielsweise beim Herbstfest in Dorsten in ihrem Element.

Da wird nicht nur ausgestellt, die Maschinen werden in Aktion gezeigt - Anschauungsunterricht für Jüngere und nostalgische Erinnerungen für die Älteren.

Faszinierende Technik

Was fasziniert die rund 90 Mitglieder des Vereins? Es ist die Erfahrung, wie „damals“ in der Landwirtschaft gearbeitet wurde. Und dass die Oldtimer alle einsatzfähig sind. Das können die modernen Maschinen gar nicht mehr leisten, die halten nicht so lange“, stellt Vorstand Thomas Weßeling fest.

„Die Technik hat sich kaum geändert“, fügt Georg Bögel, Schriftführer und Pressesprecher des Vereins, hinzu. „Heute arbeiten die Fahrzeuge mechanisch noch nahezu genauso. Nur kann man an den Oldtimern noch selber schrauben.“

Das heißt nicht nur, Teile zu besorgen und einzusetzen. Das klappt teilweise, die Recherchen sind international, Ersatzteile für historische Traktoren beispielsweise kommen oft aus Holland. Ansonsten werden die Ersatzteile selbst hergestellt. Da wird gedengelt und begradigt, geschliffen und sandgestrahlt.

Wer nun glaubt, dass die Mitglieder weitestgehend auch aus dem landwirtschaftlichen Bereich kommen, der irrt. Die Oldtimerfreunde sind im besten Sinn Amateure, es sind alle Berufsgruppen vertreten. Georg Bögel beispielsweise war Banker und Dozent. In der Rente, so erzählt er, wollte er als Ausgleich auch handwerklich arbeiten. Er sah vor Jahren zufällig einige Oldtimer-Traktoren an sich vorbeifahren - damit war die Marschroute klar. Mittlerweile ist er im Vorstand des Vereins und hat eigene Fahrzeuge.

Das Wissen der Älteren

Woher nehmen ursprünglich Fachfremde dann das Wissen? Bücher, alte Aufzeichnungen und ein gutes Netzwerk. „Da kennt dann einer einen, der wieder einen kennt, der sich mit diesem Maschinentyp auskennt. Und dann hüpft man mit einem 91-jährigen Fachmann auf und um die Maschinen.“

Auch die technische Vielfalt macht die Faszination aus. Heutzutage habe jeder Hersteller nahezu die gleiche Technik. Früher seien die Typen unterschiedlich gewesen. Aber damals habe es auch 30 bis 40 unterschiedliche Hersteller gegeben. Heute seien es grob geschätzt drei bis vier große Konzerne.

Die Oldtimerfreunde bieten auch Rundfahrten auf Festen an.
Die Oldtimerfreunde bieten auch Rundfahrten auf Festen an.

Nicht nur Landmaschinen

Die Leidenschaft für Oldtimer ist jedoch nicht nur den Landmaschinen vorbehalten. Die Oldtimerfreunde restaurieren auch historische Motorräder und Pkw. Ob alter Käfer oder herrschaftliche Benzinkutsche, ob 1937er Deutz oder 1955er Hanomag, die Vereinsmitglieder lieben die historische Technik und die Qualität der damaligen Zeit. Am meisten lieben sie es natürlich, wenn die Maschinen funktionieren.

Ausfahrten sorgen dann schon mal für kleinere oder größere Verkehrsereignisse, wenn zum Beispiel bei einer Karfreitagsausfahrt 40 Traktoren hintereinander Norden fahren. Das ist ein beeindruckendes Bild, allerdings auch eine beeindruckende Kette an langsameren Fahrzeugen, die es sogar in die Verkehrsnachrichten schafften.

Platz und Zeit

Ein zeitintensives Hobby, das auch nicht mal eben in der Garage nebenan ausgelebt werden kann. „Wir suchen schon lange nach einer Fläche, auf der wir unsere Schätzchen gesammelt unterbringen können. Aber das ist sehr schwierig. Bis-her sind die Maschinen hier überall auf Höfen verteilt“, so Weßeling, der selbst 13 Traktoren über die nähere Umgebung verteilt stehen hat.

Die Zeit spielt bei der Restaurierung eine sehr untergeordnete Rolle: Es dauert, solange es eben braucht. Ob Tage, Wochen, Monate oder Jahre, die Hauptsache ist, dass es am Ende funktioniert.

Wenn die Maschinen dann rollen, ist der Faktor Zeit ebenso untergeordnet. Für einen Ausflug nach Holland benötigen die Gespanne dann auch einige Tage reine Fahrtzeit.

Aktuelles Riesenbaby

Das beste Beispiel ist das aktuelle Projekt, ein Pressdrescher, auch als Lohndrescher bekannt, der Firma Buschhoff aus 1955. Seine Rekonstruktionsgeschichte seit zwei Jahren lässt sich auf der Webseite des Vereins nachlesen. Die Suche nach den Ersatzteilen hat die Oldtimerfreunde bis nach Bayern geführt. Der Buschhoff hat die oberste Priorität, alles andere muss warten. Interessierte können das „Baby“ erstmals auf dem Dorstener Herbstfest am kommenden Sonntag bewundern und in Aktion erleben. Die Oldtimerfreunde Lembeck freuen sich schon darauf!

Infos

Weitere Infos zum Verein und den Maschinen gibt es am Sonntag auf dem Herbstfest und auf der Webseite: www.oldtimerfreunde-lembeck.de