Tag der Architektur - Ein Fachwerkhaus erstrahlt im neuem Glanz Anzeige

Architekturbüro Risthaus in Hervest: Fachwerkhaus der Familie Brüggemann in neuem Glanz

Zum Tag der Architektur am 17. Juni ist das mit viel Liebe zum Detail modernisierte Haus zur Besichtigung geöffnet

Ein Schmuckstück ist entstanden. Dank vieler motivierter Handwerker, die mit großem Engagement an dem Haus gearbeitet haben, ist das Projekt gelungen. FOTOS ARCHITEKTURBÜRO DIPL. ING. STEFAN RISTHAUS

HERVEST. Das Architekturbüro Risthaus hat das denkmalgeschützte Fachwerkhaus der Familie Brüggemann modernisiert: Am Samstag, 17. Juni, von 14 bis 17 Uhr ist das Haus zum Tag der Architektur geöffnet.

Mit viel Liebe zum Detail haben die Bauherren und Eheleute Britta und Peter Brüggemann ein altes Wohnhaus an der Paulusstraße 9 modernisiert und wieder instand setzen lassen.

Stolz präsentieren sie mit dem Architekturbüro von Dipl. Ing. Stefan Risthaus (Am Krusenhof 87 in Lembeck) am Samstag, 17. Juni, von 14 bis 17 Uhr das Ergebnis an der Paulusstraße 9 im Dorf Hervest.

Nach der Modernisierung: Alt verbindet sich mit neu.
Nach der Modernisierung: Alt verbindet sich mit neu.

Das Fachwerkhaus in zentraler Lage im Dorf Hervest war einst eine kleine dörfliche Hofstelle, in der sich sowohl ein Wohn- als auch ein Wirtschaftsteil mit Nutzviehhaltung befand.

Seit mindestens fünf Generationen befindet sich das Gebäude, welches vermutlich 1837 erbaut wurde, in Familienbesitz. Im Laufe der Jahrzehnte wurden verschiedene Änderungen am Gebäude durchgeführt, insbesondere auch nach Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung.

Einige dieser Änderungen waren für die Substanz eher schädlich, zum Beispiel der Farbanstrich des Fachwerks und der Gefache.


Andere Änderungen in der Vergangenheit stellten den Versuch dar, das Gebäude an eine zeitgemäße Erscheinung anzupassen, darunter Decken- und Wandverkleidungen sowie Bodenbeläge.

Der Wunsch der Bauherren war es, durch die Sanierung und Modernisierung, das Gebäude möglichst dau-erhaft zu erhalten und gleichzeitig maßvolle Änderungen vorzunehmen, um eine optimale, sich dem historischen Zustand nähernde Wohnnutzung, zu ermöglichen. Auch die Außenanlagen, die insbesondere Grundstückseinfriedung, sollten möglichst in den historischen Zustand zurückversetzt werden. Im Jahr 2014 wurde im Auftrag der Bauherren eine Objektuntersuchung an dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus im Ortskern Dorf Hervest durch Schloss Raesfeld GmbH durchgeführt.

Für die Untersuchung konnte auf ein vorheriges Aufmaß des Gebäudes durch Studenten der RWTH Aachen zurückgegriffen werden. 

Neben der technologischen Untersuchung und der Erfassung der Schäden wurde der Zustand des Baudenkmals bewertet.

Die Kostenermittlung ließ den Schluss zu, dass die Kosten der Instandsetzung und Modernisierung des Gebäudes vergleichbar mit den Kosten eines Neubaus dieser Größe sind.

Nach vorherigen Überlegungen traten die Bauherren dann im Herbst 2019 an das Architekturbüro Risthaus heran und beauftragten dieses mit der Planung der Maßnahme.

Auf Basis der in 2020 durchgeführten Bestandsaufnahme wurde zunächst die Entwurfs-, dann auch die Genehmigungsplanung erstellt. Zahlreiche Punkte wurden im Laufe des Verfahrens mit der Denkmalschutzbehörde und dem Bauordnungsamt abgestimmt. Da vor Baubeginn die Dachfläche abzurutschen drohte, wurde die Sicherung durch Neueindeckung des Dachs separat bei der unteren Denkmalbehörde beantragt und vor den eigentlichen Sanierungsmaßnahmen ausgeführt.

Bis zur Einreichung des Bauantrags im Herbst 2020 fanden umfangreiche Gespräche mit dem Denkmalschutz, den Bauherren und den Handwerkern statt.

Die Ertüchtigung des geschädigten Fachwerks, die Entfernung der schädlichen Beschichtung mittels eines speziellen Strahlverfahrens und die Instandsetzung der Gefügestörungen im Mauerwerk sowie Austausch der Gefache wurde sorgfältig vorbereitet und teilweise durch Versuche am Objekt vorab getestet.

Für die Sanierungs- und Ausbauarbeiten beauftragten die Bauherren bevorzugt regionale Firmen, die mit dem Umgang historischer Gebäude vertraut sind. Außerdem waren die Bauherren in ihrer Freizeit oft unterwegs, um historische Baumaterialien zu erwerben, die im Rahmen der Sanierung benötigt wurden.

Leider konnten nicht alle Klinkersteine wiederverwendet werden, daher wurde auf Feldbrandsteine zurückgegriffen, die aus dem Rückbau historischer Gebäude stammten und durch auf historische Baustoffe spezialisierte Händler vertrieben werden. Im Vordergrund stand jedoch der Erhalt möglichst vieler Bauteile. So konnte zum Beispiel ein historisches Sprossenfenster aufbereitet und wieder eingebaut werden.

Der historische Plattenbelag in der Eingangsdiele wurde während der Bauarbeiten geschützt und anschließend gereinigt, die Originaltreppe wurde fachmännisch abgeschliffen und neu lackiert.

Alles in allem kann man feststellen, dass die Bauherren durch ihren unermüdlichen Einsatz, der weit über die üblichen Bauherrenaufgaben hinausging, einen modernen und ansprechenden Zustand geschaffen und gleichzeitig die Substanz für die nächsten Generationen gesichert haben.

Dieses Schmuckstück erfreut nicht nur die Eigentümer selbst, sondern sicherlich auch jeden, dessen Blick bei der Einfahrt in das Dorf Hervest auf das Häuschen fällt.

Tabellarischer Zeitablauf des Bauvorhabens

• 1837 erfolgte vermutlich die Erbauung des Hauses (sicher ist, dass es zwischen 1824 und 1859 erbaut wurde)
• um 1900 folgte eine Erneuerung des Giebels mit Ziegelsteinen
• um 1965 gab es diverse Renovierungs-/Modernisierungsmaßnahmen
• Die Eintragung in die Denkmalliste erfolgte am 18.10.1986
• im Jahr 2014 wurde eine Objektuntersuchung durchgeführt und ausgewertet
• III/2019 folgte die Grundlagenermittlung
• I/2020 gab es die erste Bestandsaufnahme- und das Aufmaß
• II/2020: Entwurfsplanung
• III/2020: Bauantrag, Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde
• II/2021: Ausführung Sanierung und Umbauarbeiten
• II/2022: Fertigstellung