Im Stadtteil Wulfen entsteht ein bedeutendes Industriegebiet, die Große Heide, das sich als Knotenpunkt für bedeutende Unternehmen etabliert. Zwei wesentliche Akteure prägen diese Entwicklung: Der US-amerikanische Bekleidungskonzern Levi’s und das Entsorgungsunternehmen Bolz. Diese Infrastrukturen versprechen nicht nur Investitionen und neue Arbeitsplätze für die Region, sondern auch wirtschaftliche Stabilität und technologischen Fortschritt.
Die Bedeutung des Projekts für Dorsten ist immens, da es den Übergang von traditionellem Bergbau zu einem modernen Industriezentrum markiert. Das Areal, das einst als Bergbaustandort diente, wird nun zu einem Dreh- und Angelpunkt diverser industrieller Aktivitäten, was insbesondere für die lokale Bevölkerung zahlreiche Möglichkeiten und Herausforderungen mit sich bringt.
Levi's Logistikzentrum: von der Planung bis zum Betrieb
Erste Schritte zur Transformation des Industriegebiets Große Heide begannen Ende 2023, als Levi’s mit dem Bau eines ambitionierten Logistikzentrums begann. Innerhalb von knapp 21 Monaten errichtete der Bekleidungsgigant auf einer Fläche von etwa 72.000 Quadratmetern eine vollautomatisierte Drehscheibe für seine europäischen Logistikoperationen.
Trotz der Gesamtumstrukturierungen und der Reduzierung der globalen Belegschaft von Levi’s kamen die Entwicklungen in Dorsten nicht zum Stillstand. Das Logistikzentrum wurde im Mai 2024 eingeweiht und verpflichtete sich, bis 2026 bis zu 650 Arbeitsplätze zu bieten.
Eine unerwartete Wendung in diesem Projekt war die Auslagerung des Logistikbetriebs an den Kontraktlogistiker GXO Logistics. Diese strategische Entscheidung, die Levi’s traf, um sich stärker auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren, veranlasste einen fließenden Übergang der bestehenden Belegschaft zu GXO. Am 1. Juni 2024 übernahm GXO offiziell die Verantwortung für den Betrieb, wobei die bisherigen Arbeitsverträge zu gleichen Bedingungen fortgeführt wurden.
Um den Anforderungen des modernen Handels gerecht zu werden, verfolgt GXO beständig die Automatisierung der Anlage, beginnend im Juli 2024. Diese Effizienzmaßnahmen zielen darauf ab, den manuellen Arbeitsaufwand zu reduzieren und die Kapazität, insbesondere zu Spitzenzeiten wie dem Black Friday, zu maximieren.
Parallel dazu engagiert sich GXO als aktiver Teilnehmer im lokalen Gemeinschaftsleben Dorstens und fördert Initiativen wie beispielsweise den 24-Stunden-Lauf.
Bolz Entsorgung: Erweiterung und Nachhaltigkeit
Parallel zur Entwicklung des Levi’s Logistikzentrums verfolgt das Entsorgungsunternehmen Bolz aus Recklinghausen eine Expansion in die Große Heide. Die Entscheidung, von Recklinghausen nach Dorsten umzuziehen, war strategisch bedingt, um sowohl den Geschäftsbereich als auch die Betriebskapazitäten zu vergrößern. Nach langer Suche nach einem geeigneten Standort entschied sich Bolz im Jahr 2020 für Dorsten, wo das Unternehmen im Frühjahr 2024 mit den Bauarbeiten begann.
Das neue Gelände von etwa 7.500 Quadratmetern wird modernste Einrichtungen beherbergen, die nicht nur der effizienten Weiterverarbeitung von Lebensmittelabfällen dienen, sondern auch strengen hygienischen Standards gerecht werden. Innovative Filteranlagen sichern, dass keinerlei Belästigung der Dorstener Luftqualität durch den Betrieb hervorgerufen wird.
Mit dem geplanten Start im dritten Quartal 2025 verspricht Bolz, 130 dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen und einer der Vorreiter im Bereich nachhaltiger Abfallwirtschaft in NRW zu werden. Christian Bolz, Geschäftsführer des Unternehmens, hebt die Notwendigkeit hervor, durch räumliche Erweiterung zukunftsfähig zu bleiben und zugleich zur grünen Energieproduktion beizutragen.
Das Projekt Große Heide ist mehr als die Summe seiner Teile. Es vereint verschiedene Firmen, Investoren und Projektentwickler, die miteinander verflochten sind. Der niederländische Projektentwickler Delta Development, der als Bauherr fungiert, hat maßgeblich zur Errichtung der infrastrukturellen Basis beigetragen, die nun von Unternehmen genutzt wird. Ihre Koordination mit Drees & Sommer, einem deutschen Beratungsunternehmen, sorgte für reibungslose Entwicklungsphasen.
Levi’s bleibt als Hauptkunde von GXO präsent, was das Potenzial beinhaltet, die Logistikkapazitäten in der Zukunft mit weiteren Partnern auszubauen und somit die Vielschichtigkeit des Industriegebiets noch weiter zu fördern.
Das Wachstum des Industriegebiets Große Heide ist ein leuchtendes Beispiel für die Möglichkeiten der Transformation von Regionen, die sich von traditionellen Sektoren verabschieden müssen, um in innovativen Bereichen neue Stärke zu finden. Für Dorsten und seine Bürger bedeutet dies eine Dynamik, die einerseits neuen Wohlstand und Chancen bietet, andererseits jedoch den Bedarf an Arbeitskräften, Infrastruktur und öffentlicher Einbindung steigern dürfte. Das eng verknüpfte Netzwerk der teilnehmenden Unternehmen signalisiert eine langfristige Investition in die Region, die auch anderen Firmen ein interessantes Umfeld bieten könnte.
Anstieg ohne Alarm
Experten sehen keine Insolvenz-Welle.
Dorsten. In Dorsten ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr gestiegen, allerdings gibt es keinen Anlass zur Besorgnis. Günter Aleff von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Windor sieht keine akute Insolvenzwelle auf Dorsten zukommen. Im ersten Halbjahr 2024 meldeten zehn Unternehmen Insolvenz an, was eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Der Anstieg liegt über dem Landesdurchschnitt von 26 Prozent, basierend auf Daten von Statistik NRW.
Prokurist Günter Aleff überwacht die Insolvenzen in Dorsten und sieht keine beunruhigende Entwicklung: „Ich schaue mir jede Woche die Insolvenzbenachrichtigungen an und kann da keinen besorgniserregenden Trend entdecken.“ Betroffen sind überwiegend kleine Betriebe von Einzelunternehmern, oft mit wenigen oder keinen Angestellten.
Die Arbeitsmarktsituation in Dorsten zeigt sich relativ stabil. Mit einer Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent hat Dorsten im Kreis Recklinghausen eine positive Position, auch wenn die benachbarten Gebiete besser dastehen. Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist zwar eher negativ, doch die Unternehmer in Dorsten scheinen optimistischer zu sein. Günter Aleff ist zuversichtlich, dass die Unternehmensinsolvenzen nicht weiter ansteigen werden.